750. Geburtstag

Die Reinoldigilde:
750 Jahre Tradition Bürgerliches Engagement für Dortmund

Ein altes Pergament aus den Jahren 1252/56, das im Stadtarchiv aufbewahrt wird, weist den Weg. Es enthält die erste Erwähnung der Reinoldigilde. Im Paragraphen 9 geht es um Schlägereien und Strafen. Ein Zusatz belegt erstmalig die Reinoldigilde. Wenn nämlich der Verletzte Reinoldigildner sei, dann sei zusätzlich zur Strafe ein Ohm Wein an den Rat zu zahlen. Dies zeigt, dass Reinoldigildner damals einen besonderen Stand gehabt haben.

Dem Trinken von Wein kommt im Rat der damaligen Zeit besondere Bedeutung zu. Seinerzeit gab es ein gemeinschaftliches Essen und Trinken. Dies war eine Erinnerung an das Abendmahl.

Das alte Pergament aus den Jahren 1252/56 als Beleg für die Reinoldigilde führt letztlich dazu, dass als entscheidendes Datum das Jahr 1254, also die Mitte zwischen 1252 und 1256 genommen wird. Dies ist so üblich.

Bei der Jubiläumsfeier am 11. November 2004 unter dem Motto „750-jährige Tradition der Reinoldigilde“ im Casinosaal des Casino Hohensyburg ist in angemessenem Rahmen die historische Tradition lebendig gestaltet worden. Ein lockerer Dialog zwischen heute und der Zukunftserwartung mit historischem Widerpart ist von Gildner Josef Fiekens und von Meistergildner Prof. Dr. Thomas Schilp den über 380 Gästen präsentiert worden.

WAZ-Artikel vom 11. November 2004

Das Wirken der Reinoldigilde ist anlässlich der Jubiläumsfeier zum 750. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung in allen Dortmunder Printmedien ausführlich gewürdigt worden. In der WAZ kann der geneigte Leser z. B. Folgendes nachlesen:

Für die Restaurierung des Steinernen Turmes aus dem 14. Jahrhundert an der Westfalenhalle stiftete die Gilde über 38.000 €, für die Informationsstele in der Berswordthalle 51.000 €. Für das Regenwaldhaus flossen 50.000 € an die Zoo-Freunde.

„Die Gilde will die gesellschaftliche und wirtschaftliche Kraft der Stadt herausstellen, bürgerfreundliche Ziele unterstützen und sich einzelnen gemeindlichen Zwecken widmen“, erklärt Thieler (der damalige Obermeister). Das Geld zur Umsetzung dieser Ziele bezieht die Gilde einerseits aus den Zuwendungen ihrer Mitglieder – Collationen genannt – und zweitens aus Spenden von den Gästen und Gildnern beim Reinoldimahl. Wer zu „Düörpm’scher Piäpper Potthast“ und den Festreden von Persönlichkeiten wie der Kaiserlichen Hoheit Dr. Otto von Habsburg, Dr. Joachim Gauck, Dr. Hans Tietmeyer und Dr. Johannes Rau eingeladen wird, wurde von einem Gildner empfohlen.

Eine Empfehlung, die Folgen haben kann – denn dabei muss auch gleich mitgeteilt werden, ob der gewünschte Gast spendet und der Gildner das für ihn übernehmen wird. „Auch dadurch wird unsere Grundeinstellung deutlich: Der Gildner muss ein Gewinn für die Gilde sein – nicht umgekehrt.“

Deshalb gibt es auch keine Schüler oder Studenten in der Gilde. Die Jüngsten sind Anfang 30. „Wir legen Wert darauf, dass sich die Gildner im Berufsleben etabliert haben“, erklärt Thieler. Ein Drittel der Gildner ist über 65 Jahre alt – was den Richtemann wenig begeistert: „Die Gilde braucht unbedingt Verjüngung, daran müssen wir arbeiten.“